Abstract:

Das internationale Produktionshaus HAU Hebbel am Ufer in Berlin hat im Januar 2018 ein Programm unter dem Titel „Spy on Me. Schwerpunkt zu Big Data“ veranstaltet. In verschiedenen künstlerischen Produktionen wurde den Effekten der Überwachung auf unser Selbst und die Gesellschaft nachgegangen. Was passiert, wenn Daten zum essenziellen Rohstoff und Informationen zur wichtigsten Ware werden? Warum verändern, wir, die Nutzer*innen, von sozialen Plattformen und Apps unser Verhalten nicht, auch wenn wir wissen, dass jede subjektive Äußerung auch eine vermess- und quantifizierbaren Eingabe ist. Im Besonderen möchte ich, auf zwei Produktion von doublelucky productions, das Multimedia- und Digital Arts-Ensemble um Chris Kondek und Christiane Kühl, die in dem Festival vertreten waren, eingehen. In “You are out there“ konfrontieren die Künstler*innen unsere omnipräsenten Selbstbildnisse mit dem stetig wachsenden Vermögen von Industrie und Bürokratie, die digitalen Doppelgänger für ihre Zwecke arbeiten zu lassen. Geburtsurkunde, Führerschein, Gesundheitskarte, Pässe, Visa, Arbeitserlaubnisse und biometrischen Fotos – auch in den Datenbanken der Verwaltungen entstehen und leben Doubles von uns. So sind es auch die Doppelgänger des Publikums, die die den Spielraum für Identitätsmanipulationen neu auszuloten. In “The Hairs Of Your Head Are Numbered“ untersuchen doublelucky productions auf welche Art und Weise uns der menschliche Körper zunehmend als Datenkörper begegnet. Bewegungen, Emotionen werden gemessen, quantifiziert und in Daten verwandelt. Gleichzeitig sind diese Daten der Spiegel an dem wir uns selbst ausrichten. Ein Beispiel dafür ist das ‘Life Tracking’, also unseren Körper durch Aufzeichnungen zu analysieren. Das Media-Arts-Team macht den Körper zum Schauplatz: Durch komplexe Technologien, die sie für die Theatersituation umprogrammieren, werden die Bedürfnisse und Manipulationsmöglichkeiten des Körpers in der digitalen Verstärkung spürbar. Im Anschluss werden die Fragen des Symposiums zu Publikum und Zielgruppen anhand des konkreten Einbezugs des Publikums in den Aufführungssituationen von doublelucky productions und der Kommunikationsarbeit des HAU Hebbel am Ufers erläutert.

Vita:

Sarah Reimann lebt in Berlin. Sie hat Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und Theaterwissenschaft an der FU Berlin studiert. Nach verschiedenen Stationen als freie Dramaturgin (u. a. für LOFFT – Das Theater, Forum Freies Theater Düsseldorf und verschiedene Festivals) arbeitet sie seit 2012 und mittlerweile als Dramaturgin am internationalen Produktionshaus HAU Hebbel am Ufer.

Links:

http://www.hebbel-am-ufer.de/programm/festivals-und-projekte/2017-2018/spy-on-me/