Fotos: Dörthe Boxberg
//Gespräch in deutscher und in englischer Sprache//
Archive sind nicht nur Dokument- und Erinnerungsspeicher, sie markieren auch die Aufgeschlossenheit einer Gesellschaft dafür, die eigene Vergangenheit neu zu begehen, um so ein differenziertes Verständnis der eigenen Gegenwart zu entwickeln und ermöglichen partizipatorische Spekulationen über die Zukunft. Daher müssen archivarische Projekte an verschiedenen Punkten in der Geschichte neu aufgelegt werden, um auf den sich verändernden Bedarf einer Gesellschaft zu reagieren.
Wir beabsichtigen, ein kollaboratives und partizipatorisches Archiv der Kölner Kulturen und der umliegenden Region zu entwickeln und dieses zu einer öffentlichen Open Access Installation zu erklären. Der Bedarf nach solchen Initiativen wächst mit den jüngsten soziopolitischen Entwicklungen in der Region und dem rasanten Wandel ihrer Demographie. Die Akademie der Künste der Welt ist eine Institution, die sich dazu verpflichtet sieht, internationale Diskurse und kulturelle Strategien mit den Realitäten Kölns und NRWs in Zusammenhang zu bringen. Aus diesem Grund denken wir, dass die Akademie ein partizipatorisches Projekt umsetzen muss, das es erlaubt, die vielschichtige und kosmopolitische Kulturgeschichte der Region neu zu besichtigen.
Wir hoffen, durch solch eine Initiative Schnittschnellen zwischen auseinandertreibenden Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen zu schaffen und wollen ferner verschiedenartige Einzelfälle und Strategien in den Vordergrund rücken, die zentral für die kulturelle und ökonomische Entwicklung der Region gewesen sind. Nicht zuletzt hoffen wir, durch das Projekt ein neuartiges Konzept für öffentliche und partizipatorische Kunst entwickeln und etablieren zu können.
Mit diesem Projekt beginnt für die Akademie eine neue Phase in ihrer Arbeit. Zum ersten Mal beginnt die Akademie ein langfristig angelegtes Rechercheprojekt mit zahlreichen Beteiligten, Kooperationspartner*innen und Akademiemitgliedern. Im Rahmen des Symposiums möchten wir dieses Projekt als Beispiel für unsere Arbeit vorstellen und hoffen damit das Thema der Veranstaltung mit einem Beispiel aus unserer Praxis aufzugreifen.
Die interne Struktur der Akademie bildet dabei eine wesentliche Grundlage für eine durchlässige interdisziplinäre Arbeitsweise, die Lokalität und Internationalität gleichermaßen auszuloten vermag. Wir freuen uns auf den beginnenden Austausch über dieses neue Projekt der Akademie.
Elke Moltrecht ist Musikwissenschaftlerin, Kuratorin und Initiatorin von internationalen und interdisziplinären Festivals, Jahresprogrammen oder Projekten als Leiterin in Institutionen in Berlin wie dem Podewil – Zentrum für aktuelle Künste, Ballhaus Naunynstraße oder dem Humboldt Lab Dahlem. Sie war Geschäftsführerin des Netzwerks für Neue Musik Musik 21 Niedersachsen, publizierte über experimentelle und zeitgenössische Musik und ist Mitglied zahlreicher nationaler wie internationaler Juries und Vorstände. Seit 2014 leitet sie als Geschäftsführerin die Akademie der Künste der Welt in Köln.
Madhusree Dutta ist Filmemacherin, Kuratorin und Autorin. Madhusree Dutta ist Gründerin und war Direktorin von Majlis, einem Zentrum für den Rechtsdiskurs und interdisziplinäre Kunstinitiativen in Mumbai. Ihr Interesse gilt besonders dokumentarischen Praktiken, der Untersuchung des urbanen Raums, interdisziplinären Praktiken des Archivierens und der Sphäre des Öffentlichen. Sie kuratierte Projekte zu Kunst und Kunstdiskurs, Multikulturalität, kulturellem Import und Export und forscht zu post-industriellen Kulturlandschaften und Modernität. Seit März 2018 ist sie die künstlerische Leiterin der Akademie der Künste der Welt in Köln.