Abstract:

Während das Publikum von Theater, Tanz und Oper inzwischen relativ gut erforscht ist, sind die möglichen, aktuell aber noch nicht gewonnenen Besucher dieser Angebote noch relativ im Dunkeln verblieben. Sie werden von den herkömmlichen, zumeist in den Spielorten durchgeführten Besucherbefragungen kaum erfasst, mit der Folge, dass man über Größe und Struktur dieses potenziellen Publikums auf Mutmaßungen angewiesen ist. Gleichzeitig sind diese „Fast- „oder „Noch-Nicht-Besucher“ angesichts der Alterung des Publikums und sinkender öffentlicher Zuschüsse für die Zukunftssicherung der Bühnen eine bedeutende Zielgruppe. Dieses gilt noch einmal in besonderer Weise für die potentiellen Besucher der freien, nichtkommerziellen Bühnen, über die es kaum Erkenntnisse gibt. Gerade dort, wo, wie etwa in Köln, eine große und vielfältige Szene existiert, ist die Erschließung solcher Potenziale jedoch unerlässlich. Vorhandene Untersuchungen aus anderen Bereichen deuten dabei an, dass speziell die Überwindung der Zugangshürden vor dem Besuch der Spielstätte eine entscheidende Bedeutung besitzt. Diese selektieren das Publikum möglicherweise stärker, als das künstlerische Angebot selbst, was wiederum den Blick auf das externe Besuchermarketing lenkt.

Der Vortrag präsentiert dazu die Ergebnisse einer vor wenigen Wochen in Köln durchgeführten und von der Stadt Köln in Auftrag gegebenen, repräsentativen Erhebung zur Nutzung von Angeboten der freien Theater- und Tanzszene in Köln. Folgende Fragen stehen dabei konkret im Mittelpunkt:

  • Wie groß ist das „Fast-Besucherpotential“ der Szene, angesiedelt zwischen Nicht-Besuchern einerseits und den vorhandenen Stammbesuchern andererseits?
  • Wie lassen sich die potenziell erreichbaren Besucher hinsichtlich ihrer sozialen Struktur, ihren Einstellungen und Besuchsmotiven beschreiben? Unterscheiden sie sich von den vorhandenen Besuchern der freien Theater oder auch vom Publikum der städtischen Bühnen?
  • Welches Fremdbild besteht gegenüber der freien Szene und wie deckt sich dieses mit der Realität? Welche Zugangshürden sind bei potenziellen Besuchern erkennbar, und wie lassen die vorhandenen Potenziale heben?

Ziel ist insgesamt ein vertieftes Verständnis über ein unerschlossenes Besuchersegment, um auf dieser Basis möglichst greifbare Maßnahmen abzuleiten.

Vita von Prof. Dr. Tibor Kliment:

Jahrgang 1960, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum, danach Wiss. Mitarbeiter an der FU Berlin/Institut für Publizistik, 1993 Promotion bei Prof. Heiner Treinen im Bereich Sozialwiss. Methoden.

Tätigkeiten in der angewandten Forschung in der ARD und verschiedenen Forschungsinstituten, seit 2003 Professor an der Rheinischen FH Köln. Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, u.a. Stuttgart, Düsseldorf, Paderborn sowie der Universidad Nuevo Mundo/Mexico City im Bereich Kommunikationswissenschaft und Medienwirkungsforschung.

Arbeitet in den fachlichen Schwerpunkten: Medien- und Kulturmarketing, Evaluationsforschung, Besucher- und Publikumsforschung, Marketing- und Werbeforschung, Mediaplanung.

Vita von Barbara Foerster:

Die 1970 geborene Kunsthistorikerin leitet seit Anfang 2014 das Kulturamt der Stadt Köln. Ihr Leitgedanke in dieser Führungsposition ist Kulturförderung weniger als Verwaltungsakt als als Dialog mit der Kulturszene, mit dem Bürger und dem Förderer zu gestalten. Barbara Foerster ist kein reines „Verwaltungsgewächs“, bevor sie als wissenschaftliche Referentin bei der Stadt Köln anfing, hat sie viele Jahre als Journalistin gearbeitet. Sie war fünf Jahre als Redakteurin im Kulturressort des Mannheimer Morgen. Daneben schrieb sie außerdem als Kunstkritkerin für das Kunstforum International, den Kunstmarkt des Handelsblatts sowie die Wirtschaftszeitung GELDidee und die Stadtrevue in Köln. Als Redakteurin baute sie zudem zwischen 1999 und 2001 die Kunsthistorischen Arbeitsblätter des Deubner Verlags mit auf.

Links:

Kliment, Tibor: Das Publikum von Theater und Oper. Soziale Zusammensetzung und die Wirksamkeit von Zugangshürden. In: https://www.kulturmanagement.net/beitraege/prm/39/v__d/ni__3124/cs__11/index.html.

Folkwang Museum Essen: Neue Zielgruppen und Verdopplung der Besuchszahlen im Museum Folkwang. Besucheranalyse 2017 bestätigt Erfolg des freien Eintritts. In: https://www.essen.de/meldungen/pressemeldung_1117340.de.html.